Presseberichte zum Leimbacher DDR-Sportfest


Waldemar Cierpinski zu Gast in Leimbach

von Regina Retzlaff 12.05.13
Beim 6. DDR-Sportfest der Leimbacher Pfingstburschen war der ehemalige Marathonläufer Waldemar Cierpinski Ehrengast. Der Marathon-Mann wurde in Leimbach von vielen Fans willkommen geheißen.

LEIMBACH/MZ.
 Manfred Reinhold läuft gerne. Der heute 63-Jährige hat 1980 damit begonnen. Zwischen 1983 und 1994 nahm er sogar an Wettkämpfen teil. "Waldemar Cierpinski war damals schon mein großes Vorbild. Aus dieser Zeit stammen auch einige Autogramme, die ich von ihm habe. Und heute hole ich mir wieder eins", sagt er und zückt den Stift, denn sein Idol ist am Sonnabend in den Querfurter Ortsteil Leimbach gekommen. Als Ehrengast der Pfingstburschen des Dorfes mit den 380 Einwohnern.

Und der Marathon-Doppelolympiasieger nimmt sich für seinen Fan Zeit. Er signiert das Buch, das Reinhold mitgebracht hat und in dem er schon vor Jahren unterschrieben hatte. Der Leimbacher erzählt dem Marathon-Mann, dass er noch immer regelmäßig läuft. Zuletzt am Himmelfahrtstag. "Da laufe ich immer zehn Kilometer, das ist schon seit Jahren Tradition", so Reinold, der von Waldemar Cierpinski dafür viel Lob einstreicht.

Er selber laufe inzwischen weniger, gesteht Cierpinski wenig später dem Moderator des 6. DDR-Sportfestes der Leimbacher Pfingstburschen, Lothar Riese. "Ich lasse jetzt lieber laufen", schmunzelt er. Und dann bedankt er sich für die Einladung zu diesem wohl einmaligen Event, das schon ehemalige Sportgrößen wie Uwe Ampler, Jens Weißflog oder Jürgen Sparwasser nach Leimbach gezogen hat. Da wollte er unbedingt auch einmal dabei sein, erklärt Cierpinski, der auch seine Ehefrau Maritta (geborene Pohlitz), eine ehemalige 800-Meter-Läuferin mit nach Leimbach gebracht hat.

Und die ärgert sich ebenso wie alle im Park versammelten Fans, dass unbekannte Langfinger das große blaue Banner, auf dem sie ihr Sportfest und seinen Ehrengast angekündigt haben, mitgehen ließen. "Wir setzen eine Belohnung von 500 DDR-Mark aus für sachdienliche Hinweise auf die Diebe und bitten diese hiermit, uns das Banner zurückzugeben", sagt Pfingstbursche Chris Seidenfaden.

Auf dessen Kommando sind inzwischen die leider nur fünf Mannschaften (sechs haben kurzfristig abgesagt) zum Fahnenappell angetreten. Und während die DDR-Nationalhymne ertönt, die Fahne am Mast emporgezogen wird und Friedenstauben in den Himmel steigen, huscht ein leises Lächeln über das Gesicht des Doppelolympiasiegers. Sind da etwa Emotionen aufgekommen? "Warum denn auch nicht. Meine größten Erfolge habe ich nun einmal in der DDR errungen", sagt er im Gespräch mit der MZ. Dabei hält er den Querfurter Schutzheiligen in Händen. Bürgermeister Peter Kunert (FDP) hat ihm den heiligen Brun als Geschenk überreicht und erklärt, der werde künftig auch über die Familie Cierpinski wachen. "Eigentlich sollte ich ja einen Radlader voller Einkellerungskartoffeln als Geschenk mitbringen. So hat man es mir beim Rat des Kreises geraten", lächelt Kunert verschmitzt.

Und dann reiht sich Cierpinski ein in die Schar kleiner Läuferinnen und Läufer, die einen Benefiz-"Marathon" absolvieren. Für jede gelaufene Runde spendieren die Pfingstburschen einen Euro. Da lässt sich auch Lothar Riese nicht lange bitten und rennt mit. Am Ende runden die Pfingstburschen auf 350 Euro auf. "Die werden wir der Kita in Ziegelroda zur Verfügung stellen", verrät Pfingstburschenchef Karsten Marggraf.



Spiel BRD-DDR endet remis

von Nico Grünke, 20.05.12
LEIMBACH/MZ. Was für ein Sportjahr: Die Fußball-Europameisterschaft steht vor der Tür und wenige Wochen später beginnt in London der Kampf um olympische Medaillen. Das alles wird für viele Leute aus Leimbach und Umgebung aber in den Schatten gestellt, wenn das traditionelle DDR-Sportfest in dem kleinen Ort mit seinen knapp 380 Einwohnern so richtig Fahrt aufnimmt.

Hier gaben sich in den letzten Jahren mit Jens Weißflog und Uwe Ampler ehemalige Weltmeister und Olympiasieger die sprichwörtliche Klinke in die Hand. In diesem Jahr stand das beliebte Sportfest nun, wie sollte es auch anders sein, ganz im Zeichen von König Fußball. Und zu den bekanntesten Fußballspielern, die das blaue Trikot der DDR-Auswahl einst einmal überstreiften, zählt zweifelsfrei Jürgen Sparwasser. "Schön, dass wir ihn für unser Sportfest gewinnen konnten", freute sich am Sonnabend Sven Gebauer von den Leimbacher Pfingstburschen, die das Fest einst aus der Taufe hoben und es seitdem mit den anderen Vereinen des Querfurter Ortsteiles organisieren und durchführen. Gerade viele ältere Sportinteressierte fieberten schon auf die Autogrammstunde mit Sparwasser hin, so Pfingstbursche Gebauer.

Der Vorsitzende des Leimbacher Traditionsvereins, Lothar Riese, übernahm wie immer die Rolle des Moderators, stellte Jürgen Sparwasser allerhand interessante Fragen. Welche Erfolge er außer natürlich dem legendären Sieg durch sein Tor gegen den späteren Fußball-Weltmeister, die BRD, noch erringen konnte, wie denn das Verhältnis zu den Fußballspielern aus der Bundesrepublik war und in welchem Alter und aus welchen Gründen Sparwasser seine erfolgreiche Karriere beenden musste, wollte Lothar Riese unter anderem wissen.

"1979 musste ich wegen einer schweren Hüftverletzung mit dem Sport aufhören", sagte Sparwasser, der damals 31 Jahre alt war. Das Verhältnis zu den ehemaligen Kontrahenten aus dem Westen sei übrigens bis heute gar nicht so schlecht. So hatte Franz Beckenbauer für die DDR-Auswahl von '74 sogar Karten für die WM 2006 besorgt. Dass in Fußballstadien immer öfter schwere Randale ausbrechen, bedauerte Sparwasser. Und auch wenn er als Spieler dem FCM zu Ansehen verhalf, wünschte er doch dem HFC, dass er die letzte Hürde im Aufstiegskampf nehmen würde - was zum Glück gelang.

Während Sparwasser und Riese plauderten, mühten sich die am Sportfest teilnehmenden Teams an den verschiedenen Stationen ab. Unter anderem musste ein Traktor gezogen, ein Karton-Mauer gebaut und ein NVA-Parcours bewältigt werden. Und das alles möglichst schnell und fehlerfrei, wenn man den Teamwettbewerb gewinnen wollte.

Ein Highlight war außerdem die Neuauflage der WM-Partie von '74. Die Pfingstburschen hatten dafür extra fast originalgetreue Trikots anfertigen lassen. In denen gaben Nachwuchsfußballer vom Vfl Querfurt ihr Bestes. Als DDR-Torhüter Croy stand der zehn Jahre alte Hagen Schmidt zwischen den Pfosten. Auf der anderen Seite lief Julien Schulz als Franz Beckenbauer auf. Und "Sparwasser" hatte Marvin Habermann auf seinem blauen Trikot stehen. Die Partie endetet diesmal übrigens unentschieden.



Fußball-Legende ist dabei

von Regina Retzlaff, 08.05.12
LEIMBACH/MZ. Die Trikots sind schon bedruckt. Sie tragen die Namen von Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath, Berti Vogts, von Jürgen Croy, Bernd Bransch, Lothar Kurbjuweit, Harald Irmscher und von Jürgen Sparwasser. Allesamt waren sie Helden der Fußballschlacht zwischen der Elf der DDR und des WM-Gastgebers BRD am 22. Juni 1974 in Hamburg, die die DDR am Ende mit einem Tor gewann. Und das hatte um 21.03 Uhr der Magdeburger Jürgen Sparwasser in die Maschen hinter Sepp Maier gesetzt.

Die eingangs erwähnten Trikots werden am 19. Mai zum Einsatz kommen. Dann werden Fußballknirpse des TuS Ziegelroda und des VfB Querfurt in die Rollen der ehemaligen Cracks schlüpfen und das legendäre Spiel noch einmal spielen. Nicht jedoch in Hamburg - nein, in Leimbach werden sie vor den Ball treten. Und dabei haben sie eine ganz besondere Motivation an der Seitenlinie - Jürgen Sparwasser wird sie anfeuern. Der Mann, der 1974 dem späteren Weltmeister die einzige Niederlage des Turniers beigebracht hatte. "Wir sind sehr froh und stolz, dass es uns gelungen ist, zu unserem diesjährigen DDR-Sportfest eine solch bekannte und beliebte Persönlichkeit als Ehrengast zu gewinnen", so Karsten Marggraf, der Chef der Leimbacher Pfingstburschen, die unter dem Dach und mit Hilfe des Traditionsvereins der 380-Seelen-Gemeinde das nunmehr 5. DDR-Sportfest organisieren.

Beim ersten DDR-Sportfest wurden die Männer um Marggraf anfangs noch belächelt. Doch als es gelaufen war, nahm das Schulterklopfen kein Ende. Eine närrisch tolle Sache, ein Gaudi, das Hunderte Besucher in den Park lockte war geboren. Um die 20 Vereine sind seitdem jedesmal dabei, wenn die Leimbacher sich selbst und den Sport zu DDR-Zeiten auf die Schippe nehmen. Und als beim 2. Sportfest eine DDR-Sportskanone dabei war, wurde die Sache noch attraktiver. Adi war es, der vom ehemaligen Kinderfernsehen. Ein Jahr später kam Skisprunglegende Jens Weißflog zum Fest. Da gab es sogar eine Sprungschanze für die Teilnehmer. Im vergangenen Jahr wurde Radsportlegende Uwe Ampler begrüßt und beim Mini-Jubiläum, beim 5. Sportfest, ist es nun Jürgen Sparwasser - passend zur bald beginnenden Fußball-Europameisterschaft.

Das 5. DDR-Sportfest startet am 19. Mai um 11 Uhr im Park von Leimbach mit dem Einmarsch der Mannschaften und dem Fahnenappell. "Wir haben 16 Vereine angeschrieben, 12 gaben bisher eine Startmeldung ab", so Sven Gebauer. Dabei sind drei Frauenmannschaften. Titelverteidiger sind die Karnevalistinnen von Schochwitz, die aber schon abgesagt haben. Dabei sind aber die Männer vom CCO Obhausen, die ihren Titel verteidigen wollen. An acht Stationen werden die Teilnehmer ihr Bestes geben und sicherlich wieder für eine Menge Spaß sorgen. "Dabei haben wir natürlich das Thema Fußball in einige Stationen eingebaut", verrät Marggraf. Gegen 13 Uhr wird dann das Spiel der Mini-"Legenden" angepfiffen, auf einem Mini-Feld im Park.

"Wir können das alles nur packen, weil uns zahlreiche Sponsoren unterstützen, weil eigentlich das ganze Dorf hinter uns steht", sagt der Pfingstburschenchef, der auf gutes Wetter und viele Zuschauer hofft. Parkmöglichkeiten gibt es rund um den Veranstaltungsort ausreichend.



Radsportlegende Uwe Ampler tritt kräftig in die Pedale

SPASS-VERANSTALTUNG Obhausener Narren und Leimbacher Tanzmäuse holen sich die Siege beim traditionellen DDR-Sportfest der Pfingstburschen.
von Nico Grünke, 30.05.11
LEIMBACH/MZ. "Republikflucht", "Mauerbau" oder auch "Russenziehen" so heißen Stationen beim Leimbacher Sportfest, das mit viel Augenzwinkern alljährlich einen Blick zurück auf die Zeit vor der politischen Wende wirft.

Schwarz-rot-goldene Fahnen mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz waren auch am Samstag bei der vierten Auflage des sportlich angehauchten Spaßes zu sehen.

"Ich fahre immer noch um die 15 000 Kilometer im Jahr."
Uwe Ampler
Radsportlegende

"Was wir aber richtig ernst nehmen, ist der Umgang mit unseren Stargästen", erklärte Sven Gebauer vom Leimbacher Traditionsverein, der das Sportfest zusammen mit den Leimbacher Pfingstburschen auf die Beine stellt.

War vor einem Jahr Jens Weißflog Zuschauermagnet, so war es bei der aktuellen Auflage Radsport-Star Uwe Ampler. Und darauf galt es sich entsprechend vorzubereiten. Zwei große Tafeln hatten die Ausrichter aufgestellt. Angebracht waren daran zahlreiche Fotos, die den erfolgreichen Straßenradsportler in Aktion zeigten. Uwe Ampler präsentierte sich in Leimbach als Star ohne Allüren und erklärte den Leuten, was es mit diesem oder jenem Foto auf sich hatte und bei welchen Rennen sie gemacht worden waren. Im Mittelpunkt stand dabei natürlich das wichtigste Etappenrennen, das der Amateurradsport einst zu bieten hatte und bei dem Ampler Siege in Serie sammelte.

Dreimal in Folge gewann er Ende der 80er Jahre die Internationale Friedensfahrt. Dazu kamen ein Weltmeistertitel im Straßenrennen, den er bei den Titelkämpfen 1986 in den USA erringen konnte. Sein schönster Erfolg sei ein Mannschaftswettbewerb gewesen. "Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul haben wir das 100-Kilometer-Mannschaftszeitfahren mit neun Sekunden Vorsprung gewonnen", erinnerte sich der 46-jährige Leipziger, der 1998 die Friedensfahrt noch ein viertes Mal gewinnen konnte, als er für ein polnisches Profiteam in die Pedalen trat. "Um die 35 000 Kilometer bin ich in meiner aktiven Zeit pro Jahr mit dem Rennrad gefahren", erzählte er dem staunenden Publikum. Gänzlich an den berühmten Nagel hat er nach seiner Karriere das Rad aber nicht gehängt. "Ich fahre immer noch um die 15 000 Kilometer im Jahr".

Zusätzlicher Ansporn durch die Anwesenheit Uwe Amplers war also für die am Samstag angetretenen Mannschaften vorhanden. An einer Station konnten sie es dem Radstar sogar ansatzweise gleich tun und kräftig in die Pedale treten. Bei einer weiteren Station, dem erwähnten "Russenziehen", mussten die jeweils fünf Leute starken Teams einen sechs Tonnen schweren Traktor ziehen. "Am Ende ergibt dann die Gesamtpunktzahl den Sieger", erklärte Chris Seidenfaden von den Leimbacher Pfingstburschen.

Über 400 Leute waren zu dem Spektakel gekommen. Auch Leute, die die Region vorher noch nicht kannten. "Damit haben wir die Einwohnerzahl Leimbachs übertroffen, denn die liegt bei rund 380", erklärte der Vorsitzende des Traditionsvereins, Lothar Riese. Die Siegerpokale konnten die Titelverteidiger vom Obhausener Carnevalclub sowie bei den Frauen die "Leimbacher Tanzmäuse" mit nach Hause nehmen.

Die Sprungschanze - sie zu beherrschen verlangt (An)Mut und Körperbeherrschung. Das gelingt hier ausgezeichnet. FOTOS: NADINE STENZEL
Erst stand Uwe Ampler (r.) Lothar Riese Rede und Antwort...
...dann musste er radeln.




Wieder «DDR-Sportfest» im Park

von Regina Retzlaff, 16.05.11
LEIMBACH/MZ. Wenn es um Gaudi geht, dann sind die 380 Leimbacher kaum zu schlagen. Legendär sind die Karnevalsveranstaltungen. Auch das alljährliche Heimatfest ist immer gut besucht. Und seit die Pfingstburschen eine Spaß-Olympiade ins Leben gerufen haben, da zieht es sogar ganze Vereine in den kleinen Querfurter Ortsteil. Denn das so genannte "DDR-Sportfest" ist ein Gaudi ohne Konkurrenz in der näheren und weiteren Umgebung.

In diesem Jahr findet die Veranstaltung zum vierten Mal statt. "20 Vereine haben wir eingeladen. 13 haben bereits zugesagt", erzählt Pfingstburschen-Chef Karsten Marggraf. Viele kommen schon zum wiederholten Male. Titelverteidiger bei den Männern sind die Narren aus Obhausen. Und bei den Frauen hatten im Vorjahr die Schochwitzer Karnevalistinnen die Nasen vorn. "Besonders witzig sind immer die Verkleidungen, in die sich die Teilnehmer stürzen. Kittelschürzen und Kopftücher gehören dazu, alte Trainingssachen aus tiefer DDR-Zeit oder auch extra für das Fest angefertigte T-Shirts", freut sich Maggraf schon auf das nächste Fest, das am 28. Mai über die Bühne gehen wird.

Die Bühne ist in diesem Falle die Parkwiese, auf der wieder acht lustige Stationen zu absolvieren sein werden. Dazu gehören das Traktor ziehen ebenso wie der "heiße Draht" oder auch der "Mauerfall". Im vergangenen Jahr war eine Sprungschanze dazu gekommen, denn da war zum ersten Mal ein bekannter Sportler Ehrengast des Festes. Jens Weißflog stand dem Moderator Lothar Riese nicht nur Rede und Antwort sonder auch den Zuschauern. In diesem Jahr wird es eine Station geben, an der ein Fahrrad die Hauptrolle spielt. "Wir werden so etwas wie eine Friedensfahrt haben, denn unser diesjähriger Ehrengast ist der ehemalige Radrennfahrer Uwe Ampler", ist von Sven Gebauer zu erfahren.

In diesem Jahr soll das Sportfest schon um 11 und nicht erst um 13 Uhr beginnen. "Sonst schaffen wir es nicht, alle Mannschaften durchzuschleusen", schmunzelt Marggraf, der unterstreichen will, dass ohne Sponsoren dieses Event nicht möglich wäre. "Dazu gehört auch die Stadt Querfurt, die uns die Plakate finanzierte und eine Bude zur Verfügung stellt."



In Filzpantoffeln auf der Schanze Bestmarken gejagt

von Nico Grünke, 13.06.10
LEIMBACH/MZ. Fanfaren statt Vuvuzelas, Skispringen statt Fußball und Ährenkranz statt Bundesadler. Im kleinen Örtchen Leimbach zog am Samstag nicht etwa König Fußball mehr oder weniger sportinteressierte Leute in Scharen an.

Statt des runden Leders stand dort ein kurioses, retrospektiv angehauchtes und vor allem spaßiges Sportspektakel im Mittelpunkt. Außergewöhnliche Formen der Leibesertüchtigung, des Kräftemessens sowie der Sportbekleidung prägten das Bild beim 3. DDR-Sportfest der Leimbacher. Vor allem braune Sportanzüge mit der Aufschrift ASV (Armeesportverein) standen aus modischer Sicht hoch im Kurs bei den Aktiven.

Wer bei der Eröffnung, die in Form eines Fahnenappells abgehalten wurde, noch zu sehen war, war der Sportgeschichte repräsentierende Stargast des Festes. Keinen geringeren als Skisprunglegende Jens Weißflog hatten die Leimbacher Pfingstburschen für ihr einzigartiges Sportfest gewinnen können. Olympiasiege, Weltmeistertitel, Gesamtweltcupsiege, mehrere Siege bei der Vierschanzentournee - der Oberwiesenthaler gehört zu den wenigen seiner Sportart, die sämtliche große Titel gewinnen konnten.

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Leimbacher Traditionsvereins, Lothar Riese, nahm die Sportikone die acht Stationen des Sportfestes näher ins Visier. Besonders das Novum hatte es ihm dabei angetan. "Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen", meinte Weißflog schmunzelnd mit Blick auf die kleine schätzungsweise zweieinhalb Meter hohe Schanze, welche die Leimbacher für einen Sommerwettkampf errichtet und nach besten Kräften präpariert hatten. Wahlweise auf Socken oder Filzpantoffeln ging es auf einer Laminatspur ab in Richtung Schanzentisch und in die sich anschließende Sandgrube. Die Besten kämpften darum, die 200 Zentimeter-Marke zu knacken.

Währenddessen entlockte der mit Mikro gewappnete Vorsitzende des Traditionsvereins dem Olympiasieger allerlei Geschichten aus dessen aktiver Zeit. Ein wenig Bammel vor der Schanze hatte indes Ines Kreitel. Die 25 -jährige Studentin war mit ihrem Team, den Tanzmäusen aus Leimbach, gerade an der Station "Republikflucht" zugange und mächtig außer Puste, weil für sie dort kräftig Strampeln auf der Stelle, auf dem Fahrradergometer, angesagt war. Daneben musste an der Station "Mauerbau" eben jene richtig aufgetürmt werden. Auf der NVA-Strecke stießen einige dann doch an reale Grenzen. Nämlich an ihr körperliches Limit, als es darum ging, ein etwa mannshohes Hindernis zu überwinden. Mit Hilfe der Teammitglieder war aber auch das letztlich möglich. Jüngere Teilnehmer wie die Brüder Stephan (20) und Martin Reil (17) aus Schmon kennen die DDR nur noch vom Hören-Sagen. Beim Quiz half ihnen deshalb Teammitglied "Frosch" alias Thomas Koch. Auch die Station "Traktorziehen" gestaltete sich dann als gemeinschaftlicher Kraftakt.

"Voriges Jahr hatten wir Adi da", erklärte Sven Gehbauer vom Traditionsverein. Das sei schon eine Menge los gewesen. Mit Jens Weißflog habe man das Ganze noch einmal toppen können. Auch bei der nächsten Auflage soll wieder eine Prominente oder ein Prominenter als zusätzlicher Zuschauermagnet gewonnen werden, meinte Karsten Marggraf von den Pfingstburschen.



Eine Schanze für Leimbach

von Regina Retzlaff, 04.06.10
LEIMBACH/MZ. Im Querfurter Ortsteil Leimbach entsteht in der kommenden Woche eine Sprungschanze. "Naja, mit Skiern kann man da nicht runterfahren. Wir dachten eher an Filzpantoffeln", grinst Karsten Marggraf, der Chef der Leimbacher Pfingstburschen, die sich schon seit einiger Zeit auf ihr 3. DDR-Sportfest vorbereiten.

Wenn man zu diesem Fest eine Skisprunglegende begrüßt, dann sollte eben auch eine Schanze da sein, sind sich die Männer um Marggraf sicher. Ob Jens Weißflog (45) dann auch einen Sprung in Pantoffeln wagen wird, das steht heute noch in den Sternen. Aber dabei sein wird der "Floh vom Fichtelberg", wie ihn die Menschen zu seinen aktiven Zeiten liebevoll nannten. "Nachdem wir vergangenes Jahr mit Adi vom ehemaligen Kinderfernsehen der DDR einen prominenten Gast hatten, der viel Publikum in seinen Bann zog, sollte es auch in diesem Jahr wieder eine sehr bekannte Persönlichkeit sein, die uns beehrt. Irgendwer kam dann auf den mehrfachen Olympiasieger und Weltmeister im Skispringen Jens Weißflog", sagt Mitorganisator Sven Gebauer. Man habe ihn angerufen, vom DDR-Sportfest erzählt und prompt eine Zusagen bekommen.

Weißflog soll am kommenden Samstag (12. Juni) ab 13.30 Uhr im Park von Leimbach an der Seite von Lothar Riese das DDR-Sportfest moderieren. Auch eine Autogrammstunde sei geplant, so die Pfingstburschen, die das Fest aus lauter Spaß an der Freude organisieren und es nicht als so genannte "rote" Veranstaltung abgestempelt haben wollen. "Das hat bisher auch noch niemand gesagt", so Marggraf. Wer die ersten beiden Sportfeste erlebt hat, der hat gemerkt, dass sich die Teilnehmer alle selber ein wenig auf die Schippe nehmen. Dennoch kämpfen die Teams hart um den Sieg. Schon zweimal hat den der Karnevalsverein aus Schochwitz errungen. Und die Schochwitzer kommen zur Titelverteidigung. Sie bringen auch ein Damenteam mit, so dass drei weibliche Teams an den Start gehen können.

"Angeschrieben hatten wir 25 Mannschaften. Von 14 liegt uns eine Teilnahmeerklärung vor. Das ist neuer Rekord", freut sich Karsten Marggraf, der besonders den Sponsoren danken will, ohne die nichts gehen würde. Neun Stationen sind zu absolvieren. Sehr beliebt sei die Sturmbahn. Aber auch Traktorziehen und "Heißer Draht" kommen gut an. Die Versorgung der Gäste am Samstag wird die Firma Pfeiffer übernehmen. Musik macht Mario Sabbarth, technischer Betreuer ist Uwe Dittmann. Der Eintritt ist frei, schönes Wetter ist unbedingt mitzubringen.



Sportfest mit besonderen Angeboten

von Regina Retzlaff, 03.06.08
LEIMBACH/MZ/RRE. Nein, Angst haben die Leimbacher Pfingstburschen nicht davor, zu den "ewig Gestrigen" gezählt zu werden. Ihr Ausflug in inzwischen fast 20 Jahre zurückliegende DDR-Zeiten sei nämlich viel mehr Jux und Tollerei, "um einfach mal was auf die Beine zu stellen, mit dem man die Leute herauslocken kann", erklärt Pfingstburschen-Chef Karsten Marggraf.

Die 18 Mitglieder des Pfingstburschenvereins, den es seit 1963 gibt, haben nämlich sozusagen aus einer Bierlaune heraus ein DDR-Sportfest geplant. Und als das im Dorf bekannt wurde, schlugen ihnen Wellen der Begeisterung entgegen. "Es gab nicht einen, der uns für nostalgisch oder gar verrückt erklärt hätte. Alle sind nun gespannt, was wir so auf die Beine stellen, und wie wir diese Zeit auf die Schippe nehmen", hakt Sven Gebauer, einer der Organisatoren, ein. Mit der Idee traten die Leimbacher an mehr als 20 befreundete Vereine des Landkreises heran. Und sie fanden viel Zuspruch. Bisher haben 14 Vereine (Karnevalisten, Feuerwehrleute, Pfingstburschen, die "Schippenstiele" aus Querfurt) ihre Teilnahme zugesagt.

"Sie sollen, wenn es denn möglich ist, in DDR-Sportkleidung antreten", wünscht sich Gebauer. Er selber habe für die Leimbacher schon welche besorgt. So können sie am 7. Juni, dem Austragungstag, zünftig zum Fahnenappell (13.30 Uhr) mit Abspielen der Hymne, Fahnenhissen und Tauben steigen lassen im geschmückten Park antreten. Notwendige Flaggen sind bereits beschafft. Sie werden im Park gehisst. So gegen 14 Uhr werden dann die Wettkämpfe in acht Disziplinen beginnen. Solche "Knaller" wie Landmaschinentauziehen (mit einem alten sowjetischen Trecker), Mauerbau oder Republikflucht werden den Teilnehmern alles abverlangen. "Ich denke, dass die Zuschauer viel Spaß haben werden. Nebenher wird es eine Ausstellung mit alten DDR-Gegenständen geben. Wir haben die Leute aus dem Dorf gebeten, uns dabei zu helfen und Gegenstände zur Verfügung zu stellen", erzählt Gebauer weiter, der auch die Firmen Lafarge aus Karsdorf, Klemme aus Eisleben und Solid aus Querfurt nennen will, die das Fest als Sponsoren unterstützen.

Es wird zu essen (vom einheimischen Partyservice Pfeiffer) und zu trinken geben an diesem Nachmittag. Die Pfingstburschenfrauen wollen zudem einen Kuchenbasar veranstalten. Am Abend werden die Sieger geehrt. Ein Wanderpokal wird zu holen sein. "Das zeigt, dass wir darauf hoffen, dass es auch ein zweites DDR-Sportfest geben wird", so Marggraf. Nach dem Sportfest wird zum Tanz mit der Disko "Musikspektrum" gebeten. "Es werden die beliebtesten Platten der Arbeiterklasse aufgelegt", grinst Sven Gebauer.